Wie sich Spiritualität und Sport verbinden lassen | |
Brauweiler. Nein, tief spirituelle Menschen,
sind sie nicht gestehen Holger Heinke und seine Frau Ulrike. Zwar seinen
sie beide christlich erzogen worden, aber in erster Linie sei der Spaß an
der sportlichen Bestätigung der Motor gewesen, der sie hat durchhalten lassen.
Das Ehepaar aus Brauweiler ist im vergangen Jahr von Brauweiler nach Santiago
de Compostella auf dem Fahrrad gefahren, über 2.744 Kilometer in 38 Tagen.
"Und noch", so gesteht der 57-Jährige augenzwinkernd, "ein bischen unheimlich
ist es schon, dass sich von Beginn der Pilgerreise an eines zum anderen
fügte und wir immer Glück hatten." Es begann ganz unscheinbar: Eigentlich wollte Ulrike Heinke nur eine Zeitung kaufen, fand dann aber beim Stöbern einen Reisebericht über eine Fahrradtour entlang der Pilgerstraße nach Santiago di Compostella. Der Funke sprang sofort über. Je mehr sich das Ehepaar in die Literatur vertiefte, um so mehr wchs der Gedanke, diesen Weg mit dem Fahrrad entlang zu fahren. Bei ihren Erkundigungen über die genaue Streckenführung des Pilgerweges erfahren sie, dass dieser Weg seit Jahrhunderten von Köln über Aachen ins gerne Spanien auch über Brauweiler führt. Aus diesem Grund sollte am 25. Juli vergangenen Jahres vor der Abtei eine Jakobussteele feierlich eingeweiht werden. Zufall? Der Start für die Pilgerreise stand fest. Die Vorbereitungen konnten beginnen: Körperlich mit vier bis fünf Mal pro Woche Lauftraining und technisch mit einem General-Check-up der Moutainbikes. |
"Eigentlich hätte man midestens ein Begleitfahrzeug
haben müssen", gesteht der sportbegeisterte Holger Heinke, "aber mi dem
Mut zur Lücke und der Gewisssheitm nicht durch menschenleere Länder zu fahren,
haben wir uns über alle ‚was wäre wenn...'- Fragen hinweggesetzt". Nur mit
ein wenig Flickzeug und einem Schraubenschlüssel wollte man allen Eventualitäten
trotzen. Aber auch das ging gut. Zwar blieben Pannen nicht aus, aber jedesmal
traf man auf hilfsbereite Menschen, die über jede Sprachbarriere hinweg
mit Ra(t)d und Tat weiterhalfen. Überhaupt seien unsere westlichen Nachbarn
Fahrradfahrern gegenüber freundlicher und aufgeschlossener als hierzulande,
weiß der Fahrradpilger zu berichten. " Auch ohne Fahrradweg wird da Rücksicht
genommen." Auf das Wetter angesprochen winkt der Ruheständler ab: "Mit dem
Wetter hatten wir Glück. Wir sind in den 38 Tagen nicht ein einziges Mal
nass geworden". Einmal sei ein dunkles Gewitter aufgezogen. "Aber der anfängliche verfluchte Gegenwind aus Richtung Westen erwies sich als Segen und hat die Wolken von uns weggetrieben". Nur Wetterphänomen? Oder lag es vielleicht an der himmelsblaufarbenden Fahrradhose, wie das Ehepaar schmunzelnd vermutet? "Wir hatten immer eine positive Grundeinstellung, vielleicht war es das", gesteht der diplomierte Betriebswirt eine kleine spirituelle "Schwäche" ein. Diese positiven Grundeinstellung hat jedenfalls bewirkt, dass das Ehepaar sich mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von rund 18 Kilometer in der Stunde bewegen konnte und somit rund 72 Kilometer am Tag schaffte. "Der Durchschnitt sagt eigentlich wenig aus. Wo es schön war, haben wir ein wenig länger Pause gemacht, aber wenn flüssig lief, haben wir auch mal ein paar Kilometer mehr am Tag gemacht", erläutert Holger Heinke. |
Wo es schön war, haben wir ein wenig länger Pause gemacht, aber wenn
flüssig lief, haben wir auch mal ein paar Kilometer mehr am Tag gemacht",
erläutert Holger Heinke. Dass sie so die 2.744 Kilometer lange Strecke
bewältigen konnten, schreiben sie jedoch vor allem ihrer Teamfähigkeit
zu: "Wir habe immer auf einander Rücksicht genommen, und wenn es etwas
gibt, dass uns diese Sache hat durchstehen lassen, dann war es der Umstand,
gemeinsam alles zu erleben." , gesteht das Ehepaar. Seiner Frau wollte
Holger Heinke daher auch ein ganz besonderes Geschenk zu Weihnachten
machen. Sein auf der Pilgerreise geflissenhaft geführtes Tagebuch wurde
in den Computer übertragen und mit Fotos der Reise versehen. Ausgedruckt
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Autor: Volker Motz |